Seit zwölf Tagen arbeite ich schon, hier im French Hospital - ich hab also schon einige "Shifts" (Arbeitsschichten) hinter mir und kann über meine Aufgaben berichten...ihr müsst euch vorstellen, dass diese Einrichtung mehr Pflegheim & Hospiz als Krankenhaus ist. Die Patienten haben alle schwere, unheilbare Krankheiten und kommen hier her um zu sterben.
Die ersten Arbeitstage begleitete mich ein "Mentor". Christina ist eine ausgebildete deutsche Krankenschwester, die u.a. zwei Jahre auf der Intensivstation gearbeitet hat und hier ebenfalls Freiwillige ist. Da ich im Bereich Pflegearbeit völlig ins kalte Wasser geschmissen wurde, habe ich meine Mentorin bitter nötig gehabt.
Die zwei ersten Tage musste ich von 13-19 Uhr arbeiten. Zur Nachmittagsschicht arbeiten die meisten Krankenschwestern und Pfleger, und die Aufgaben sind relativ beschränkt. Man beginnt mit einer Wasserrunde. Patienten, die durch eine Tube, also eine Sonde künstlich ernährt werden, bekommen in ihren Bags Wasser aufgefüllt. Selbst bei solch einer einfachen Aufgabe kann man schnell Fehler machen...so wie bei mir: es ist mir das ein oder andere mal passiert, dass ich die Anschlüsse völlig vergessen habe, sodass die Flüssigkeiten aus den Bags ausliefen und die Bettlaken völlig durchnässt waren. Aber solche Fehler macht man nicht lange, wenn man weiß dass man dadurch nur noch mehr Arbeit hat. ;)
Danach beginnt das "Changing And Turning". Auf Deutsch bedeudet das simpel Windeln und Position der Patienten verändern. Vor zwei Wochen konnte ich mir nich wirklich vorstellen, solche Aufgaben zu machen. Die letzten Jahre hatte ich einfach kaum Kontakt zu alten Menschen. Aber komischerweise überwindet man seine Berührungsängste doch sehr schnell, und bekommt ein Gefühl, wie man mit den Patienten umzugehen hat.
Anders ist es da mit der Kommunikation.
Das Hospiz Francais ist einfach mal sowas von international! Hier arbeiten arabische Pfleger, aber auch jüdische Ärzte, die jedoch meist russischen Immigrationshintergrund haben. Die Ordensschwestern sprechen fast nur Französisch; dazu kommen jüdische Patienten die aus allenmöglichen europäischen Ländern kommen; die arabischen Patienten beherrschen auch meist nur ihre Sprache, und zu guter letzt sind wir Freiwilligen auch Ausländer, und beherrschen nur jeweils unsere Sprachen. Mir fällt es immer noch schwer, mit unseren Patienten einfach so zu quatschen...nur als Unterhaltung irgendwas auf Deutsch oder Englisch zu erzählen.
Heute habe ich mit einer Russin zusammengearbeitet, die kein Englisch beherrscht. Es war schon amüsant sich mit Händen und Füßen zu verständigen, ungewiss ob der andere einen überhaupt verstanden hat. Notgedrungen lernt man hier auch von vielen Sprachen ein paar Floskeln und einfache Wörter...
Momentan herrscht ein bisschen Chaos, weil jetzt im Sommer ein riesen Wechsel der Freiwilligen stattfindet, viele gehen, neue kommen und müssen eingearbeitet werden, so wie ich. Außerdem wird in einem Monat unsere Head Nurse (Oberschwester) nach zehn Jahren gehen und in die Schweiz ziehen.
Mit dem Thema Tod wird man natürlich auch in Konfrontation geraten. Erst vorgestern sind zwei Patienten gestorben. Einen Abend vorher habe ich noch beide behandelt. Auch wenn es jetzt vielleicht hart klingt, aber es hat mich nicht wirklich berührt. Man weiß eben, dass es sterbenskranke Menschen sind, und den Tod sieht man dann als Erlösung. Auch vom Personal konnte ich keine wirkliche Reaktion der Trauer erkennen. In Zukunft werde ich mich wohl des öfteren auf solche Ereignisse einstellen müssen...
Morgen habe ich ertmal frei! Werde bestimmt bald berichten, was ich an meinem zweiten Off Tag so erlebt habe...
Menschliche Grüße, Erik
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