Mittwoch, 23. Juli 2008

Wo zu Hause?

"Sehn wir uns denn nochmal?" Wie oft ist mir diese Frage die letzten Wochen begegnet...Freunde, Bekannte, Familie - Menschen, die man für ein ganzes Jahr nicht sehen wird. Aus Resignation und Nichtwahrhabenwollen war mein Kommentar dazu meistens: "Na klar, es ist doch noch Zeit..." Nun ist keine Zeit mehr. In einer Woche und einem Tag werde ich mein Ziel Tel Aviv, den Flughafen, bereits erreicht haben. Von der mitteleuropäischen Zeit aus wird Israel eine Stunde vorgerechnet, dass heißt jetzt in acht Tagen irre ich am Ben Gurion Flughafen zusammen mit Stefan umher. Irgendwie eine lustige Vorstellung. Der Stefan ist ein Idje Freiwilliger, der in einem Behindertenwohnheim in Jerusalem namens Shekel arbeiten wird. Ich bin froh, die ersten Stunden in Israel mit einer anderen Person zusammen zu erleben, und nicht alleine für mich die neuen Eindrücke verarbeiten zu müssen...aber warum mach ich mir jetzt darüber Gedanken, was mir in acht Tagen widerfahren wird. Die nächsten Tage möchte ich Deutschland nochmal genießen und Abschied nehmen. Abschied von guten Freunden (was ich die letzten Woche bereits gemacht habe), von meiner Familie und Abschied von einem Teil meines Ichs. Denn irgendwie lässt man ja ein Stück von sich hier: Materielles, Erlebnisse, Menschen, Sorgen & Aufgaben.
Ich muss ehrlich sagen, der Abschied fällt mir nicht allzu schwer...zu Hause, was ist das schon? Ist es etwa der Ort, an dem man seine Kindheit verbracht hat? Oder ist es die Region oder die Stadt, die man in sein Herz geschlossen hat, davon abgesehen ob man da wohnt? Oder ist es das Dorf, wo die Eltern wohnen, und wo man womöglich zu Weihnachten zurückkommt?
Die letzten Tage hab' ich mich ständig dabei erwischt, wie ich s'Raachermannl vor mir hergesummt habe. Wird mir etwa das Weihnachten von zu Hause fehlen?
Natürlich ist es schwer, mutzumaßen, wenn man noch nicht mal in der Ferne ist. Jedoch glaube ich, dass ich mich sehr gut auf Neues einstellen kann. Neue Gewohnheiten, Standarte, all das reizt mich ungemein. Ich behaupte von mir, die Welt sei mein zu Hause. Nicht ein spezieller Ort, nicht eine spezielle Region...ich möchte die Welt sehen, fühlen, schmecken, riechen, natürlich auch hören und empfinden. Durch mein ADiA im French Hospital St. Louis werde ich dazu in den nächsten 12 Monaten öfters die Gelegenheit haben. Ich freue mich auf das Jahr...und hoffe, mein zu Hause, die Welt, von einer ganz neuen Seite kennen zu lernen.