Sonntag, 15. November 2009

Auf Wiedersehen

Liebe Menschen,
inzwischen sind fast vier Monaten vergangen, seitdem ich mich wieder auf europäischen Boden bewege. Viele Tage, Stunden und Momente sind an mir vorbei gezogen, und ab und zu bekam ich die Frage gestellt, wo mein Abschiedsbericht geblieben sei – die Frage, warum ich mich der Aufgabe so schwer stelle, hat wahrscheinlich viele Erklärungen. Zum einen konnte und wollte ich während der letzten Monate mit Israel nicht „abschließen“ – noch immer beschäftigen mich viele Ereignisse, viele wertvolle Dinge die mir geblieben sind und die mein Leben verändert haben – alles Rund um Israel und Jerusalem hat in meinem Leben eine krasse Kontinuität gewonnen. Deshalb habe ich auch die Entscheidung getroffen, für ein halbes Jahr nach Jerusalem zurückzukehren.
Mit der Gewissheit, dass die Vergangenheit nicht ersetzbar ist und sich viele Umstände für mich in Zukunft ändern werden, zieht es mich zurück in die Stadt, in der ich ein Jahr meines Lebens verbringen konnte. Es haben sich Freundschaften entwickelt und so stehe ich noch immer mit einigen Volontären in Kontakt: viele unsere Gespräche zirkeln sich um unsere Erlebnisse - Leben und Arbeit die wir für eine lange Zeit geteilt haben. Viele sind jetzt schon auf dem Weg eines „richtigen Lebens“, dass heißt sie studieren oder lassen sich ausbilden.
Ich sehe meine Zivildienst in Jerusalem als Prozess an. Ein Bündel an Neuerungen in meinem 19 jährigen Leben, die mich gestärkt haben. Aus Israel zu gehen war schwer, auch wenn ich wusste es würde weitergehen. In diesem Fall geht es zurück, und dennoch für mich persönlich nach vorne.

Kurz vor unserer Entsendung versammelten wir uns als Idje Volontäre in Hamburg um im Rahmen eines Seminars die letzten Vorbereitungen für unser Volontariat zu treffen. Ich kann mich an einen Workshop erinnern, der die emotionalen Phasen eines längeren Auslandsaufenthalt behandelte. Wie eine Sinuskurve wurde der Gemütszustand graphisch dargelegt. „Ob man das so verallgemeinernd darstellen kann“, war die Frage, die sich mir in den Kopf bohrte. Auch wenn die Grafik nicht deckungsgleich auf mein Jahr übertragbar war, so hatte es doch gewisse Ähnlichkeiten. Das letzte Drittel war die spannendste Zeit meines Freiwilligendienstes. Eine Mischung aus Gewohnheit und Chaos. Dinge, die man 8 Monate übersehen hatte und neu entdeckte. Situationen mit denen man nie gerechnet hatte. Personen, die man bis dato nicht getroffen hatte. Einen Mikrokosmos den man sich aufgebaut hatte und in dem man zu leben begann. Oft fühlte sich alles wie ein Raum-Zeit Kontinuum an, dass Dinge wie altvertraut oder manchmal neu und unerahnt erscheinen lies. Wie er lest spreche ich in Abstraktionen und wüsste auch nicht wie ich es anders formulieren sollte. Auf spezielle Ereignisse zurück zu schauen fällt mir schwer. Es ist wie ein Tagebuch, aus dessen Seiten zu zitieren sinnlos wäre, denn wer kennt schon das ganze Kapitel?
Oft wurde mir nach meiner Wiederkunft die Frage gestellt, was ich denn so erlebt hätte und wie es war. Gescheitert bin ich an dieser Frage zu oft, zu komplex schien mir alles. Mir fällt nichts weiter als das Wort LEBEN ein.

Ich möchte mich bei meinen Spendern bedanken, die mir die Mitgliedschaft bei Idje und dadurch meinen Zivildienst im French Hospital ermöglicht haben. Bei allen Leuten, die mich unterstützt haben, mir geschrieben haben oder an mich gedacht haben.
In unmittelbarer Zukunft wird es mich wieder nach Jerusalem verschlagen. Ich werde wohl diesen Blog nicht weiterführen – auch ich schlage ein neues Kapitel auf. Anyway I hope you stay in touch.

Erik Fritzsch

Montag, 11. Mai 2009

Unsere Heiligkeit ist da

Zeppeline, Hubschrauber und angeblich 80.000 Polizisten und Soldaten um uns herum müssen irgendeinen besonderen Grund haben. Genau! Der Papst ist heute in Jerusalem angekommen. Eine seiner ersten Stationen war das Holocaustgedenkmuseum "Yad Vashem" in Jerusalem. Dazu hab ich bei ard.de einen recht interessanten Bericht gefunden, den ihr euch durchlesen solltet.
Papst gedenkt ermordeter Juden

Was haltet ihr davon? Wie seht ihr den Standpunkt von Meir Lau? Gibt es Grund zur Enttäuschung?
Ich würde mich über Kommentare oder Emails freuen.

Samstag, 18. April 2009

Digitale Revitalisierung

Liebe Leute,
die Gunst der Stunde lässt mich meine Nachlässigkeiten bemerken, euch so lange nicht mehr informiert zu haben! Weil ABER in den letzten vier Monaten so viel Neues passiert ist, und man eigentlich schwer innerhalb eines Eintrags darüber berichten kann, werde ich versuchen, innerhalb der nächsten Wochen in regelmäßigen Abständen kleine Annektoden über mich und Israel preiszugeben. Lasst euch also überraschen! =)
Eins ist klar: der Sommer ist da, und schon seit zwei Wochen. Das Leben als Volontär spielt sich also endlich wieder mehr draußen ab. Und man spürt den Sommer mit allen Zellen...man wird unternehmungslustiger, sitzt im Park, geht Spazieren.
Auf der anderen Seite tut sich so langsam ein bedrückender Gedanke auf: "Dir bleibt nich mehr viel Zeit hier!" Tatsächlich! Nur noch drei Monate sind übrig, von dem Jahr, was augenscheinlich so lang ist. Und die Zeit vergeht definitiv zu schnell. Erst gestern hab' ich mit einem Exvolontär geskyped, und er meinte: "Ja, die Zeit vergeht schnell im Paradies." Heute früh kam mir die Idee, für die letzten Monate eine Liste zu erstellen, mit Dingen, die ich hier auf jeden Fall noch machen will. Und selbst beim kurzen Nachdenken darüber nahm sie eine zu lange Gestalt an, diese To-do-Liste.
Meine Besuchszeit ist vorbei, und das seit drei Wochen. Gekrönt wurde sie mit vier wichtigen Freunden, die hier mal eben bei mir gewohnt haben. ;)
Inzwischen bin ich im French der zweitälteste Volontär, von der Dauer gesehen. Ich merke, wie sich der Blick auf gewisse Dinge gefestigt hat, Jerusalem eine gute Bekannte ist und die Arbeit manchmal zur Routine wird...man fühlt sich eben heimisch. Vielleicht sollte gerade deswegen der Zeitpunkt näher rücken, zu gehen.

אריק

Samstag, 10. Januar 2009

Besuch

Da ich zum einen von meinen Eltern im November Besuch bekommen habe, und zum anderen von Adelina über Weihnachten und Silvester, möchte ich euch natürlich einige Fotos nicht vorenthalten.
Nochmal herzlichen Dank an euch für's Kommen! Ich hoffe ihr habt viel Neues, Spannendes entdeckt.
Und Adde, wir hatten schon schöne Weihnachten und Silvester...ich hoffe du behältst sie in Erinnerung...

Hier die Links zu den Fotos:

Eltern

Adde

Auf dass noch viele Besuche folgen werden!
Erik

Montag, 5. Januar 2009

Neues Jahr - neue Probleme

Niemandem von euch wird entgangen sein, was die letzte Woche über im Gazastreifen passiert ist.
Seit neun Tagen wird inzwischen der Gazastreifen von der israelischen Armee lahm gelegt. Seit vorgestern ist zusätzlich zur Luftwaffe die Infanterie in Gaza eingezogen. Da es schwierig ist der Informationsflut zu folgen, möchte ich euch kurz einen Überblick schaffen.

Den Hauptteil meiner Informationen beziehe ich übrigens aus dem Nachrichtenpool der ARD, deren Berichterstattung ich an dieser Stelle loben möchte. Der Sender informiert stündlich aktuell mit Hilfe eines Livetickers. Die Narichten werden neutral, unparteiisch und vollständig präsentiert.
Die momentane Problematik begann am 19. Dezember. An diesem Tag ist ein Waffenstillstandsabkommen zwischen der Hamas und Israel in die Brüche gegangen. Seit diesem Tag schlugen über 180 Granaten in das Grenzgebiet auf Seiten Israels ein. Der Forderung der Hamas, die Grenzen zum Gaza vollkommen zu öffnen, ist Israel nicht nachgegangen. Qassam-Raketen und Granaten in den Grenzgebieten, das gab es das ganze Jahr über. Seitdem ich hier bin, schlugen in recht regelmäßigen Abständen Raketen in Städte wie Sderot, oder eben an die Grenze. Jedoch nicht in einer Dimension wie zur Weihnachtszeit. Am 27. Dezember öffnete schließlich Israel die Grenzen für ein paar Hilfsgüter. Am gleichen Tag stellte die Regierung ein 48-Stunden Ultimatum an die Hamas, den Raketenbeschuss vollkommen einzustellen. Einen Tag später, am Samstag, startete Israel überraschender Weise die Militäroffensive. Obwohl erst 24 Stunden vergangen waren, und zum Samstag der Shabbat noch im vollen Gange war. Gegen 10:00 ging die Bebombung los. Was am Anfang nur Gaza City betraf, in der die Verwaltungszentrale der Hamas ist, wurden gegen Vormittag auch Ziele südlich von Gaza Stadt getroffen.

Ich selbst war zu diesem Zeitpunkt in Hebron, also einem der heißeren Pflaster der Westbank. Im Bus schallte uns schon der arabische Nachrichtensprecher mit uns verständlichen Worten wie „Israeli“ oder „Hamas“ entgegen. Als wir letztendlich in der Stadt ankamen, sahen wir Menschenmengen Richtung Altstadt laufen. Und unten angekommen, sahen wir auch schon die Menschenmassen, die sich zur Demonstration sammelten. Leute kamen die Straßen hochgerannt, manche hielten sich die Nasen zu und hatten Tränen in den Augen (das von der PA abgefeuerte Tränengas), manche Kids schmissen mit Steinen...und irgendwie war das ganze für uns unheimlich beunruhigend. Wir waren auch nicht im Klaren darüber, was vorgefallen ist, und so beschlossen wir den Rückweg anzutreten. In Bethlehem waren Leute mit Palästinaflaggen auf den Straßen. Und im Taxi wurden wir auch von einem arabischen Manager darüber aufgeklärt , was vorgefallen war. Im French angekommen, gingen natürlich die Spekulationen los. Was würde passieren? Ich las die Narichten: die Hamas fordert zur dritten Intifada auf. Und was ich selbst gesehen hatte, lies mich nicht unbedingt daran zweifeln.

Die Bilanz des ersten Tages waren letztendlich 270 Tote, darunter viele Zivilisten. Die Bombardierung nahm die nächsten Tage ihren Lauf. Die Zahl der Opfer stieg, die Grenzen wurden von Seiten Israels komplett abgesperrt. (Inzwischen gibt es eine Sperrzone, und die Menschen in Städten wie Ashdod und Sderot werden aufgefordert ihre Häuser zu verlassen.) Israels Politiker gratulierten sich gegenseitig zur erfolgreichen Zerstörung von Verwaltungsgebäuden und Waffenlager der Hamas. Und die arabische Welt? Reagierte unterschiedlich. Länder wie Ägypten und Jordanien hielten sich moderat. Selbst die Fatah kritisiert die Hamas für ihr rücksichtsloses Vorgehen im Vorfeld. Natürlich ist das die offizielle Haltung. Inzwischen revidierte auch Abbas seine Haltung zum Krieg und kritisiert Israel, genauso wie Europa und die UN. Doch eine Intervention von den Vereinten Nationen? Die lässt auf sich warten. In der Nacht vom 3. zum 4. Januar wurde letztendlich auch die Bodenoffensive gestartet. Und dass Israel auch Moscheen und Universitäten angreift, dient natürlich auch nur der Selbstverteidigung. Die Hamas wird morgen zum ersten mal zu Verhandlungsgsprächen in Kairo zusammenkommen. Nach neun Tagen Härte und Widerstand, und „kämpfen bis zum letzten“.
Auch Israel hat seinen anfänglichen Plan revidiert, bis zum kompletten Untergang der Hamas zu kämpfen. Inzwischen geht es nur noch um die „Terrornetzwerkbeseitung“ der Hamas.
Doch wie lange wird das noch weitergehen? Und wann greift die UN ein? Die Million Menschen im Gazastreifen haben weder Lebensmittelreserven, selbst die Krankenhäuser haben keine Stromzufuhr mehr, sondern laufen durch Generatoren. Die Blutreserven sind verbraucht. Die Menschen verrecken, und die ganze Welt sieht zu – lassen das „Volk Gottes“ agieren. Das ist genauso menschenverachtend wie das Handeln der militanten Hamasanhänger.

Der heutige Kommentar des WDR-Korrespondenten Carsten Kühntopp hat mir besonders gefallen:
Der Weihnachts- und Silvesterurlaub ist vorbei, nun werden Europas Politiker aktiv. Schließlich ist Israels Krieg gegen Gaza in seiner Heftigkeit ungewöhnlich: Bisher mehr als 500 getötete Palästinenser - so viele Menschen hat die israelische Besatzungsarmee im ganzen Jahr 2007 nicht getötet! Man muss kein Zyniker sein, um festzustellen: Hätte es sich um israelische Tote gehandelt, hätten Europas Chefdiplomaten ihren beschaulichen Jahresendurlaub unverzüglich abgebrochen.

Und wie geht es mir, was ist in Jerusalem zu spüren?
Auffällig ist auf jeden Fall die Unruhe. Denn auf den Straßen, bei uns Volontären, es ist natürlich überall Gesprächsthema Nummer 1. Natürlich ist es auch ein seltsames Gefühl zu wissen, dass der Gazastreifen nur 60,70 Kilometer von uns entfernt ist. Und was ist mit den von der Hamas angekündigten Selbstmordattentaten? Ich denke die werden in nächster Zeit auch in die Tat umgesetzt werden. Vorausgesetzt, es bleibt noch etwas von der Hamas übrig.

Und was ist mit den Palästinensern in der Westbank?
Natürlich sind sie empört, und verurteilen wie fast jeder andere auch das Handeln Israels. Jedoch ist in der Bevölkerung der Unwille zu spüren, nach zwei Jahren erneut Aufstände zu starten. An Diskriminierung und Benachteiligung sind sie gewohnt. Auch, dass deren „Autonomiegebiete“ weiterhin besetzt bleiben. Aber Krawalle, oder gar eine 3. Intifada? Dafür sind die Menschen definitiv zu müde. Und was wären auch die Konsequenzen daraus? Die Situation für die Menschen hier würde sich sicherlich nur verschlechtern, schaut man sich jetzt schon die Mauer an, die Checkpoints, die Ausgrenzungen, die Ausreiseverbote. Und wie weit reicht Solidarität?



Sonntag, 30. November 2008

Worte zum Sonntag

שלום

Pünktlich zum 1. Advent hielt ich es für notwendig, euch doch kurz zu benachrichtigen: ich wünsche euch eine schöne Weihnachtszeit, voll mit Geborgenheit, Besinnung und der nötigen Portion Romantik...denn wie mein erster Besuch, meine Eltern, feststellen konnten, wird man heute vom Geburtsort Jesu doch etwas desillusioniert. Mehr als zwei Wochen haben sie hier verbracht, und ich bin mir sicher dass sie eine schöne Zeit mit mir hatten - egal ob wir der Geschichte auf der Spur, dem Modernen auf der Spur, oder zusammen mit hupenden Autofahrern auf der Spur waren.
Inzwischen bin ich auch schon fleißig am Hebräisch lernen. Ich besuche einen Sprachkurs zweimal wöchentlich, und irgendwie hab ich das Gefühl, dass das momentan die einzige Konstante in meinem Leben ist. Denn Arbeit, Freundschaften, Launen, Konzentration, das sind alles Faktoren, die bei mir große Spannungskurven bekommen haben. Vielleicht liegt es auch nur am Wetterumschwung, denn es ist eindeutig kalt geworden. Auch hier kehrt der Winter ein.
Vor kurzem saß ich auf unserem Dach und hörte die Muezzin, die aus allen Richtungen zum Gebet aufforderten. Ich liebe diesen Moment und er lässt mich immer wieder wissen, dass ich in Jerusalem bin.

Passend zur Weihnachtszeit gibt es hier einen Weihnachtslied für euch: ein arabisches Lobeslied zu Ehren Jesu.

A voice from the unheard voices of the Christians of the Middle East who have been witnessing to faith in the Saviour since His incarnation in their midst.

Donnerstag, 16. Oktober 2008

مصر

Liebe Menschen,

seit mehr als drei Wochen habe ich nichts mehr von mir hören lassen, dafür möchte ich euch jetzt mit einem Bericht auf den neuesten Stand bringen, was mein Leben hier betrifft.

Zuallererst möchte ich euch mitteilen, dass sich nach der Nacht meines letzten Eintrags, also nach dem vermeintlichen Anschlag, alles völlig beruhigt hat. Ein, zwei Tage später war alles, wie prophezeit, völlig vergessen und das Leben lief ganz normal weiter.
Ich habe mir Gedanken gemacht, warum dieses Land so funktioniert, warum auf der einen Seite militärisch von Seiten Israels so reagiert wird. Soll heißen, auf Diplomatie wird völlig verzichtet, der junge Araber wird eben erschossen und nicht verhört. Kurze Zeit später wurde vom Außenminister das Abreißen des Gebäudes des Attentäters angeordnet, und die ganze Familie wurde inhaftiert. Anderseits leben alle Menschen hier normal weiter, und das alltägliche Leben nimmt wieder seinen Lauf. Schon eine verrückte Mentalität, aber ich selber habe an uns Freiwilligen bemerkt, dass man eben ein solches Ereignis in Kauf nimmt, und recht unbeachtet sein Leben fortsetzt. So viel dazu.

Meine lange Schreibabstinenz hat außerdem einen anderen, erfreulichen Grund: ich war die letzte Woche über im Urlaub. Acht Tage lang hat es uns vier, Stefan, Annika und Judith und mich, nach Ägypten verschlagen. Nach zwei Monaten hat es uns schon außerhalb der Grenzen Israels gezogen. Nicht, dass wir hier schon alles gesehen und erlebt hätten, aber die Abenteuerlust hat uns eben in dieses Land getrieben. Und es hat sich gelohnt!
Am Sonntag, den 5. Oktober ging unsere Reise los: wir planten uns kurz vor 10:00 am Busbahnhof in Jerusalem zu treffen. Fünf Minuten vor der Angst wurde ich dann endlich durch die Sicherheitskontrollen geschleust und hatte schon Angst die drei anderen zu verpassen. Und so war es dann auch: der Bus ist schon ohne mich gen Eilat losgefahren, und meine Befürchtung, die anderen würden ohne mich zum Roten Meer fahren, hat sich bewahrheitet. Mir blieb also nichts anderes übrig als den nächsten Bus abzuwarten. Kurz vor 14:00 kam dann die Überraschung: meine Mitreisenden standen auch an der Haltestelle. Sie erklärten mir, dass sie dreiviertel zehn da waren, aber der Bus ohne sie fortgefahren war! Daraufhin musste ich ihnen erst einmal erklären, dass in der Nacht vom 4. zum 5. Zeitumstellung war, und sie eine Stunde zu früh am Busbahnhof waren. ;) Irgendwann abends sind wir dann doch in Eilat eingetroffen, und die unheimliche Schwüle & Hitze vermittelte uns gleich das Gefühl von Urlaub. Die erste Nacht haben wir dann am Strand in gemütlichen Liegen verbracht, mit Schlafsack draußen schlafen. Die Sterne beobachten hatte definitiv seinen Reiz...Am Montag kam die nächste Überraschung: das ägyptische Konsulat, von welchem wir ein Visum benötigten, hatte geschlossen! Es blieb uns also nichts anderes übrig, als am Grenzübergang in Taba in den Sinai einzureisen. Den Sinai kann man auch ohne Visum bereisen, und so saßen wir dann irgendwann Vormittags im ägyptischen Taxi und fuhren nach Nuweiba, unsere erste Anlaufstation. Nuweiba liegt ca. 70 Kilometer südlich von der israelischen Grenze am Roten Meer. Und die Küstenfahrt dahin war ein Genuss! Auf der rechten Seite Berge, Steinwüste, weite Sicht – auf der linken ein wundervolles blaues, türkises Meer und verlassene Strände. Und im Gegensatz zu Israel kam einen alles verlassen vor, wenig Menschen und laute arabische Musik im Taxi. In Nuweiba im Softbeach angekommen, wurden wir mit Begrüßungsgetränk erwartet und freundlich empfangen. Der Softbeach, eine Art Bagpackercamp, wird von einer deutschen Frau seit etlichen Jahren geleitet. Und der erste Eindruck war fabelhaft: ein schöner Strand, Palmen, gutes Wetter und gemütliche Strandhütten. Und es lies sich da definitiv aushalten! Die ersten zwei Tage haben haben wir am Strand verbracht; man kann am Roten Meer richtig gut tauchen und schnorcheln, da es einfach voller Korallenriffe ist.
Am Mittwoch starteten wir unseren ersten Trip: das Ziel war weitläufig gesagt die halbe Sinaiwüste. Frühs gegen 8:00 fuhren wir mit einem Bedouinen Richtung White Canyon, südlich von Nuweiba.
Ich möchte euch jetzt den gesamten Ablauf der Zweitagestour ersparen, aber ich kann soviel sagen: der Trip durch die Wüste mit Kamel, Jeep und Wandern hat sich völlig gelohnt. Und die Nacht in einer wundervollen, einsamen Oase zwischen Bergen zu verbringen war für mich auch etwas neues. Jedoch hatte unsere Wüstenreise auch ein paar Schattenseiten: zwischenzeitig überkam uns das Gefühl, unsere Tour würde nicht ganz dem entsprechen, was uns im Vornherein versprochen wurde. Eine weitere schlechte Erfahrung haben wir mit Bedouinenkindern in der Oase gemacht: am Anfang dachten wir noch, sie würden vor unseren Augen spielen und uns nicht weiter stören. Irgendwann wurden sie immer aufdringlicher, hatten Geldscheine im Mund und ihr Lachen wirkte unheimlich gekünstelt. Irgendwann fingen sie an uns in die Hosentaschen zu greifen und permanent zu stören. Selbst als ich auf die Toilette ging, lief mir das ältere der zwei Mädchen (vielleicht 4 Jahre) hinterher und ging nicht von meiner Seite – ich konnte sie noch nicht mal vom Klo verscheuchen und eine Tür gab es sowieso nicht. ;) Eine wirklich anstrengende Erfahrung...
Am zweiten Tag hat es uns dann zum Mount Sinai verschlagen: manchmal wird er auch Berg Moses genannt, wo der Bibel nach Moses die 10 Gebote von Gott empfangen haben soll. Die meisten Archäologen bezweifeln jedoch die Glaubwürdigkeit der religiösen Stätte. Jedoch ist sie ein Pilgerzentrum für Christen, Juden und auch in gewisser Weise Moslems, da sie Basis der Religion bildet. Auch das Katherinenkloster, eine der ältesten christlichen Stätten überhaupt, haben wir besucht. Jedoch war der Besuch nicht besonders empfehlenswert, denn der Ort war einfach voller Touristen, im Kloster gab es nicht wirklich viel zu sehen. „Sehenswert“ war der brennende Busch, durch den Gott mit Moses gesprochen haben soll.
Tja, den restlichen Urlaub haben wir mit am Strand liegen, Schnorcheln und Städte besuchen verbracht. Es gab auch oft Momente in denen man mit Ägyptern zusammen einen Tee getrunken oder eine Zigarette geraucht hat...das Land und die Leute haben auf mich definitiv einen sehr gelassenen und freundlichen Eindruck vermittelt. Und dann nach der Woche wieder in Israel zu sein, das war schon eine etwas befremdliche Umstellung: auf einmal sieht man wieder Zivilisten mit Waffen, alles ist abgesperrt und umzäunt, und alles ist viel viel westlicher.
Für mich wird es definitiv nicht mein letzter Ägyptenurlaub gewesen sein, und das nächste mal geht es weiter Richtung Westen, Sahara, Kairo und den bekannten Oasen...

Heute Nacht werde ich für diesen Monat meine letzte Nightshift arbeiten und danach habe ich zwei Tage frei. Ich werde wohl das erste mal der Westbank einen Besuch abstatten und Bethlehem sowie Ramallah besuchen. Ich bin auf die Gegend und die Menschen gespannt...
Ich möchte mich außerdem bei dieser Gelegenheit bei meinen Unterstützern und Interessierten bedanken: Danke, dass ihr mir diese unheimlich wichtigen Erfahrungen möglicht macht und daran teilhabt.