Donnerstag, 21. August 2008

Berührungen mit Israel

Shalom,
seit meinem letzten Blogeintrag, der schon etwas länger her ist, hatte ich ab und an die Möglichkeit Israel besser kennenzulernen. Der große Vorteil (oder Nachteil) in diesem Land ist die Größe. Man braucht von Jerusalem nur 2 1/2 Stunden mit dem Bus und man ist am südlichsten Punkt, in Eilat. Die gleiche Zeit und man ist an der Grenze zum Libanon im Norden. So viel Zeit hab ich damals von Schönheide nach Chemnitz benötigt. ;)

Letzte Woche bin ich mit Stefan nach Ein Gedi gefahren. Inmitten der Wüste und an das Tote Meer angrenzend befindet sich diese Oase. Für uns gab es da gleich mehrere Premieren: die Fahrt mit dem Bus in die Negev Wüste hinein war absolut beeindruckend. Das erste mal haben wir "richtige" Wüste gesehen. Blechhütten und Kamelreiter mitten im Nirgendwo, sowas findet man ja für gewöhnlich nicht in Mitteleuropa. ;) Als wir den "lowest Point on earth", mehr als 300 Meter unter dem Meeresspiegel erreicht hatten, war es bis Ein Gedi nicht mehr weit.
Das Bild dieser Oase werd ich nicht vergessen. Faszinierende Tatsache, welche Wunder unsere Natur birgt: ein fruchtbares Land inmitten der Dürre, am salzigsten Meer der Welt. Ein Gedi besitzt übrigens eine Quelle, und viele Israelis trinken das Ein Gedi Mineralwasser.
Ich hab es richtig genossen...auf dem Toten Meer zu gleiten, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, und vorallem mit Blick auf die Berglandschaft rund um das Tote Meer.
Trotzdem hat es uns nicht zu lange an diesem Ort gehalten. Denn geschätzte 50 Grad im Schatten plus extrem versalzene Haut vermitteln einem das Gefühl, von der Natur an diesem Ort nicht wirklich erwünscht zu sein.

Am letzten Freitag ging es für mich zu meinem ersten Shabbatabend. In Ma'alot Dafna, einem jüdischen Viertel im Norden Jerusalems, lebt Rabbi Machnes. Jede Woche zelebriert er auf traditionelle Weise zusammen mit seiner Familie den Shabbat. Ganz traditionell dann doch nicht, denn das Besondere ist: jeder ist herzlich willkommen. Egal ob Jude oder Nichtjude, Bettler oder reicher Amerikaner, Europäer oder Afrikaner - jeder ist eingeladen. Von einem ehemaligen Freiwilligen hab ich von diesem Shabbatessen efahren.
Unser Suchen nach Machnes' Haus in der Shimeon Ad-Haddsiq wurde erschwert, da an vielen Häusern die Türen einfach offen standen. Oft dachten wir: "Hier muss es sein, hier steht die Haustür auf!" Da das zum Shabbat in einem jüdischen Viertel anscheinend keine Seltenheit ist, kamen wir um eine 3/4 Stunde verspätet an, doch genau rechtzeitig zum Kiddusch. Nach dem Reinwaschen und dem Weinsegen ging das Essen los. Ich bin wirklich überrascht, wie man als Rabbi jede Woche für ca. 100 Mann ein Shabbatessen organisieren bzw. bezahlen kann. Sogar für den Hühncheneintopf gab es eine vegetarische Variante.
Rabbi Machnes ist vor drei Jahrzehnten aus den USA nach Israel immigriert. Inzwischen besitzt er amerikanische, jüdische Sponsoren, die ihn finanziell unterstützen damit er seine Shabbattradition forstsetzen kann.
Es war ein wirklich interessanter Abend, der sich bis kurz vor Mitternacht hingezogen hat. Während des Essens wurde gesungen, gefeiert, geklatscht - ab und zu stimmte Rabbi Machnes neue Melodien an, und in den Pausen war Zeit zum "Teachen", zum Lehren. Selbst wir als völlig neue, schüchterne Nichtjuden wurden gefragt ob wir nicht auch lehren wollen. :P
Für mich war dieser Abend die erste Gelegenheit richtig nahe am jüdischen Leben zu sein. Ich hoffe dass sich für mich des öfteren die Gelegenheit dafür ergibt.


Hier noch ein paar Bilder.




Das erste mal in einer Wüste. Negev...


Ein Gedi, eine Oase inmitten der Negev Wüste.


Der Weg zum "Strand"


Ganz waagehalsig die Kamera im Wasser...schwimmen muss man ja nicht. ;)



Stefan bei seinen Versuchen...

Dienstag, 12. August 2008

Change & Turn

Seit zwölf Tagen arbeite ich schon, hier im French Hospital - ich hab also schon einige "Shifts" (Arbeitsschichten) hinter mir und kann über meine Aufgaben berichten...ihr müsst euch vorstellen, dass diese Einrichtung mehr Pflegheim & Hospiz als Krankenhaus ist. Die Patienten haben alle schwere, unheilbare Krankheiten und kommen hier her um zu sterben.
Die ersten Arbeitstage begleitete mich ein "Mentor". Christina ist eine ausgebildete deutsche Krankenschwester, die u.a. zwei Jahre auf der Intensivstation gearbeitet hat und hier ebenfalls Freiwillige ist. Da ich im Bereich Pflegearbeit völlig ins kalte Wasser geschmissen wurde, habe ich meine Mentorin bitter nötig gehabt.

Die zwei ersten Tage musste ich von 13-19 Uhr arbeiten. Zur Nachmittagsschicht arbeiten die meisten Krankenschwestern und Pfleger, und die Aufgaben sind relativ beschränkt. Man beginnt mit einer Wasserrunde. Patienten, die durch eine Tube, also eine Sonde künstlich ernährt werden, bekommen in ihren Bags Wasser aufgefüllt. Selbst bei solch einer einfachen Aufgabe kann man schnell Fehler machen...so wie bei mir: es ist mir das ein oder andere mal passiert, dass ich die Anschlüsse völlig vergessen habe, sodass die Flüssigkeiten aus den Bags ausliefen und die Bettlaken völlig durchnässt waren. Aber solche Fehler macht man nicht lange, wenn man weiß dass man dadurch nur noch mehr Arbeit hat. ;)

Danach beginnt das "Changing And Turning". Auf Deutsch bedeudet das simpel Windeln und Position der Patienten verändern. Vor zwei Wochen konnte ich mir nich wirklich vorstellen, solche Aufgaben zu machen. Die letzten Jahre hatte ich einfach kaum Kontakt zu alten Menschen. Aber komischerweise überwindet man seine Berührungsängste doch sehr schnell, und bekommt ein Gefühl, wie man mit den Patienten umzugehen hat.

Anders ist es da mit der Kommunikation.
Das Hospiz Francais ist einfach mal sowas von international! Hier arbeiten arabische Pfleger, aber auch jüdische Ärzte, die jedoch meist russischen Immigrationshintergrund haben. Die Ordensschwestern sprechen fast nur Französisch; dazu kommen jüdische Patienten die aus allenmöglichen europäischen Ländern kommen; die arabischen Patienten beherrschen auch meist nur ihre Sprache, und zu guter letzt sind wir Freiwilligen auch Ausländer, und beherrschen nur jeweils unsere Sprachen. Mir fällt es immer noch schwer, mit unseren Patienten einfach so zu quatschen...nur als Unterhaltung irgendwas auf Deutsch oder Englisch zu erzählen.
Heute habe ich mit einer Russin zusammengearbeitet, die kein Englisch beherrscht. Es war schon amüsant sich mit Händen und Füßen zu verständigen, ungewiss ob der andere einen überhaupt verstanden hat. Notgedrungen lernt man hier auch von vielen Sprachen ein paar Floskeln und einfache Wörter...

Momentan herrscht ein bisschen Chaos, weil jetzt im Sommer ein riesen Wechsel der Freiwilligen stattfindet, viele gehen, neue kommen und müssen eingearbeitet werden, so wie ich. Außerdem wird in einem Monat unsere Head Nurse (Oberschwester) nach zehn Jahren gehen und in die Schweiz ziehen.

Mit dem Thema Tod wird man natürlich auch in Konfrontation geraten. Erst vorgestern sind zwei Patienten gestorben. Einen Abend vorher habe ich noch beide behandelt. Auch wenn es jetzt vielleicht hart klingt, aber es hat mich nicht wirklich berührt. Man weiß eben, dass es sterbenskranke Menschen sind, und den Tod sieht man dann als Erlösung. Auch vom Personal konnte ich keine wirkliche Reaktion der Trauer erkennen. In Zukunft werde ich mich wohl des öfteren auf solche Ereignisse einstellen müssen...
Morgen habe ich ertmal frei! Werde bestimmt bald berichten, was ich an meinem zweiten Off Tag so erlebt habe...
Menschliche Grüße, Erik

Samstag, 2. August 2008

Die Ankunft

Liebe Menschen,
inzwischen bin ich seit 1 1/2 Tagen in Israel, sitz gerade mit meinem Notebook draußen im Garten und sehe von hier aus das Neue Tor (New Gate), einer der Eingänge zur Altstadt von Jerusalem.
Vorgestern, am 31. Juli, war es so weit: der Flug von Berlin Tegel bis Tel Aviv.Meine Eltern haben mich zum Flughafen geschafft, und nachdem wir ein paar Flugzeuge beim Abheben beobachtet haben, wurde es Zeit Abschied zu nehmen. Nachdem ich dann ungefähr das dritte mal durch die Kontrollen bin, da die Grenzbeamten immer neue Flüssigkeiten in meinem Handgepäck gefunden haben, und ich jegliche Hygieneartikel zu Hause lassen musste, saß ich zusammen mit Stefan auch schon in einer Boeing 737. Mit etwas Verspätung starteten wir kurz vor acht Uhr. Wie sich witzigerweise später herausgestellt hat, war die Person neben mir für die Verspätung verantwortlich, da sie 19:25, also fünf Minuten vor dem Abflug, bemerkte, dass der Flug halb acht, und nicht halb neun losgehen würde. Die besagte Studentin war schon öfters in Israel, weil hier ihr Freund lebt, und so hatte ich die nächsten vier Stunden Zeit, mehr über die Eigenarten Israels zu erfahren (und davon gibt es anscheinend jede Menge). Kurz vor 1:00 landeten wir schließlich in Tel Aviv, und das erste was ich dort sah, war...


Irgendwie schon komisch, kaum ist man im "Heiligen Land", schon sieht man Fußballfans die ihre Mannschaft begrüßen. Und da soll mir jemand was von Kulturschock erzählen. ;) Das Team, welches am Flughafen begrüßt wurde ist Maccabi Haifa, der bekannteste und beste Fußballverein Israels.
Übrigens konnten es sich drei Deutsche, die man nach ein paar Sekunden rechts im Bild sieht, nicht nehmen lassen "Dynamo!" Gesänge von sich zu geben. Jaa, typisch deutsch eben. Nach einer Weile saßen wir dann auch schon zu dritt in einem Sherut, gen Jerusalem. Der Taxifahrer, der anscheinend nicht viel von Verkehrsregeln gehalten hat, ließ mich schließlich an dem Damaskus Tor raus, und nach ein paar Minuten und einer Taxifahrt mehr, stand ich dann auch schon vorm French Hospital.
Zwei Volontäre wurden gerade verabschiedet, deshalb war auch ein Großteil meiner 7er WG wach und konnte mich begrüßen...Philipp, ein weiterer Idje-Freiwilliger der jedoch in vier Tagen abreist, führte mich
durch die Altstadt und zeigte mir das arabisch-christliche, muslimische und das armenische Viertel der Altstadt. Von der Klagemauer war ich schon wirklich beeindruckt, doch viel beeindruckender fand ich die Tatsache, dass frühs kurz vor 6:00 schon Hunderte von Juden auf dem Platz standen und beteten.
Nun gut...ich möchte vielleicht meinen ersten Eindrücken durch ein paar Bilder mehr Intensität verleihen. Es ist gerade Shabbat, da fallen sowieso viele Aktivitäten hier flach. Die arabische Altstadt meide ich vorerst auch, weil sie Samstags einfach voller Touristen ist. Die erkennt man übrigens sehr leicht an den kurzen Hosen. ;)
Ab Morgen geht für mich da Arbeit los, und ich bin schon gespannt wie Christine, meine Mentorin, mich im Pflegebereich einarbeiten wird. Lehitraot. Erik...