seit meinem letzten Blogeintrag, der schon etwas länger her ist, hatte ich ab und an die Möglichkeit Israel besser kennenzulernen. Der große Vorteil (oder Nachteil) in diesem Land ist die Größe. Man braucht von Jerusalem nur 2 1/2 Stunden mit dem Bus und man ist am südlichsten Punkt, in Eilat. Die gleiche Zeit und man ist an der Grenze zum Libanon im Norden. So viel Zeit hab ich damals von Schönheide nach Chemnitz benötigt. ;)
Letzte Woche bin ich mit Stefan nach Ein Gedi gefahren. Inmitten der Wüste und an das Tote Meer angrenzend befindet sich diese Oase. Für uns gab es da gleich mehrere Premieren: die Fahrt mit dem Bus in die Negev Wüste hinein war absolut beeindruckend. Das erste mal haben wir "richtige" Wüste gesehen. Blechhütten und Kamelreiter mitten im Nirgendwo, sowas findet man ja für gewöhnlich nicht in Mitteleuropa. ;) Als wir den "lowest Point on earth", mehr als 300 Meter unter dem Meeresspiegel erreicht hatten, war es bis Ein Gedi nicht mehr weit.
Das Bild dieser Oase werd ich nicht vergessen. Faszinierende Tatsache, welche Wunder unsere Natur birgt: ein fruchtbares Land inmitten der Dürre, am salzigsten Meer der Welt. Ein Gedi besitzt übrigens eine Quelle, und viele Israelis trinken das Ein Gedi Mineralwasser.
Ich hab es richtig genossen...auf dem Toten Meer zu gleiten, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, und vorallem mit Blick auf die Berglandschaft rund um das Tote Meer.
Trotzdem hat es uns nicht zu lange an diesem Ort gehalten. Denn geschätzte 50 Grad im Schatten plus extrem versalzene Haut vermitteln einem das Gefühl, von der Natur an diesem Ort nicht wirklich erwünscht zu sein.
Am letzten Freitag ging es für mich zu meinem ersten Shabbatabend. In Ma'alot Dafna, einem jüdischen Viertel im Norden Jerusalems, lebt Rabbi Machnes. Jede Woche zelebriert er auf traditionelle Weise zusammen mit seiner Familie den Shabbat. Ganz traditionell dann doch nicht, denn das Besondere ist: jeder ist herzlich willkommen. Egal ob Jude oder Nichtjude, Bettler oder reicher Amerikaner, Europäer oder Afrikaner - jeder ist eingeladen. Von einem ehemaligen Freiwilligen hab ich von diesem Shabbatessen efahren.
Unser Suchen nach Machnes' Haus in der Shimeon Ad-Haddsiq wurde erschwert, da an vielen Häusern die Türen einfach offen standen. Oft dachten wir: "Hier muss es sein, hier steht die Haustür auf!" Da das zum Shabbat in einem jüdischen Viertel anscheinend keine Seltenheit ist, kamen wir um eine 3/4 Stunde verspätet an, doch genau rechtzeitig zum Kiddusch. Nach dem Reinwaschen und dem Weinsegen ging das Essen los. Ich bin wirklich überrascht, wie man als Rabbi jede Woche für ca. 100 Mann ein Shabbatessen organisieren bzw. bezahlen kann. Sogar für den Hühncheneintopf gab es eine vegetarische Variante.
Rabbi Machnes ist vor drei Jahrzehnten aus den USA nach Israel immigriert. Inzwischen besitzt er amerikanische, jüdische Sponsoren, die ihn finanziell unterstützen damit er seine Shabbattradition forstsetzen kann.
Es war ein wirklich interessanter Abend, der sich bis kurz vor Mitternacht hingezogen hat. Während des Essens wurde gesungen, gefeiert, geklatscht - ab und zu stimmte Rabbi Machnes neue Melodien an, und in den Pausen war Zeit zum "Teachen", zum Lehren. Selbst wir als völlig neue, schüchterne Nichtjuden wurden gefragt ob wir nicht auch lehren wollen. :P
Für mich war dieser Abend die erste Gelegenheit richtig nahe am jüdischen Leben zu sein. Ich hoffe dass sich für mich des öfteren die Gelegenheit dafür ergibt.
Hier noch ein paar Bilder.

Das erste mal in einer Wüste. Negev...

Ein Gedi, eine Oase inmitten der Negev Wüste.

Der Weg zum "Strand"

Ganz waagehalsig die Kamera im Wasser...schwimmen muss man ja nicht. ;)

Stefan bei seinen Versuchen...